Tiergottesdienst am Gießener Schlachthof


Am Sonntag, den 12.11.2000, veranstalteten wir einen Tiergottesdienst zum Thema "Schlachttiertransporte" auf dem Gelände des Gießener Schlachthofs.
In Vorgesprächen mit der Tierärztin und dem Leiter des Schlachthofs hatten wir großes Einvernehmen für dieses Projekt erreicht.
Gerade der Gießener Schlachthof, der sich seit Jahren um einen schonenden Umgang mit den Tieren bemüht, erschien uns sehr geeignet, das Thema der Ferntransporte anzugehen.
Außer dem mietfreien Platz spendierte man uns Strom, Wasser und die Toilettenbenutzung.
Günstig waren vor allem die Paddocks, in denen wir Tiere gut unterbringen konnten.

Schlachthof von Gießen



Im Zelt drängten sich die Menschen, es waren weit über 200 Leute. Einige mußten sogar vor dem Eingang stehen.
Der Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde Klein-Linden sorgte für einen tollen Sound.
Die beiden Geistlichen bei ihrer Begrüßung:
der evangelische Pfarrer Hermann Wilhelmy
und der katholische Pfarrer Jan Mäurer.

Sie wiesen darauf hin, dass dem Menschen von Gott Verantwortung für seine Mitgeschöpfe auferlegt wurde. So kann es den Christen nicht gleichgültig sein, wie die Tiere, auch die Nutztiere, leben und sterben.
Die Schöpfungsgeschichte war ihr erstes Thema. Es folgte später das Glaubensbekanntnis nach Jörg Zink, in dem die Tiere wichtige Partner sind.

Wir von der Arbeitsgruppe Tiertransporte sprachen über die Lebendexportprämie, durch die die Ferntransporte erst lukrativ werden. Den Politikern warfen wir selbstherrlichen und verschwenderischen Umgang mit Steuergeldern vor, gegen den erklärten Wunsch der Bevölkerung, diese Prämie abzuschaffen.


Als Beispiel, dass der Kampf der Tierschützer auch Erfolg haben kann, stellten wir die Herodesprämie vor, die zum 1.1.2000 gottseidank abgeschafft worden ist. Auch das war eine Prämie, bei der die verantwortlichen Politiker nur an die Handelsware dachten, nicht an die lebenden und leidenden Tiere.
Besonders beeindruckend war der Bericht von Heike Fix, einer Mitarbeiterin von Animals Angels. Sie schilderte die Situation bei einem Schaftransport in Griechenland, der tagelang nicht im Hafen abgefertigt wurde. Die Schafe, vierstöckig über einander, bekamen weder Wasser noch Futter trotz über 40° Celsius. Viele Tiere verendeten unter unsäglichen Qualen. Schließlich kümmerten sich Animals Angels um die noch lebenden und die sterbenden Tiere, tränkten sie mit Plastik-Kaffeebechern. Eine Tränkvorrichtung gab es überhaupt nicht.

Die Gottesdienstbesucher zeigten sich erschüttert.

Nach dem Gottesdienst blieben die Menschen noch im Zelt zum Kaffeetrinken. Viele Fragen wurden laut.
Wegen des aufkommenden Sturms konnten wir draußen keine Infotische hinstellen. Ein Pavillon war schon über das große Zelt hinweg geflogen. So gaben wir drinnen Auskunft so gut es ging.